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Feuerwehrhelm mit Köpfchen

Forscher der TU Wien arbeiten an einem Schutz, der laufend Brand-Daten liefert

Begonnen hatte es mit einer simplen, aber doch wichtigen Information, welche für den Brandbekämpfer im Einsatz lebenswichtig sein kann. „Wir haben ihm auf sein Helm-Display laufend den Sauerstoffgehalt in der Luft eingespielt“, erzählt Hannes Kaufmann von der Technischen Universität Wien. Das war damals eigentlich nur einer der Nebenaspekte des umfassenden europäischen Forschungsprojekts „ProFiTex“ über sicherere Textilien für Feuerwehrmänner und -frauen, an dem zusätzlich auch die Fraunhofer Gesellschaft und ebenfalls noch die Technische Hochschule Aachen beteiligt waren.

Doch die Wiener stoppten nach dem Ende des Projekts nicht, sie machten weiter – und konzentrierten sich auf den Feuerwehrhelm und welche Informationen man sinnvollerweise über dessen Spezialdisplay den Einsatzkräften präsentieren kann. „Wir setzen zwei Kameras ein“, so Kaufmann, der am Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme die Arbeitsgruppe Virtuelle Realität leitet. Eine Anwendung zeigt dabei dreidimensional die Räume, in denen sich die Feuerwehrmänner bewegen. Eine Wärmebildkamera warnt mit ihren verschiedenen Farben etwa vor den feurigen Gefahren hinter einer heißen Mauer, am eigentlichen Brandherd. Mit ihrer Hilfe kann man auch leichter Verletzte finden. Alle diese Daten bekommt zusätzlich auch noch der Einsatzleiter nach draußen in die Leitstelle übertragen.

Noch ist der Helm allerdings nicht reif für die Produktion in Serie . Doch der Wiener Wissenschaftler vermutet dafür einen sehr großen Markt. „In stark verrauchten Räumen“, das gesteht Kaufmann ein, „wird man mit der 3D-Kamera nichts sehen. Dafür braucht man Laser aus dem höheren Infrarot-Bereich.“ Dafür ist laut den Experten noch zusätzliche Forschungsarbeit notwendig.

Überdies tüfteln die Techniker noch an einer Verkleinerung der klobigen Recheneinheit, die der Feuerwehrmann am Rücken trägt, es soll von Laptop-Größe in Richtung Smartphone gehen. Praxistests müssen dann zeigen, wie viele Informationen im Stress des Einsatzes dann überhaupt von den Einsatzkräften verwertet werden können.

In der Wirtschaft gibt es mittlerweile ähnliche Entwicklungen – die Kombination von Arbeiten mit freien Händen und simultaner Versorgung mit wichtigen Daten. Das steirische Logistik-Unternehmen Knapp baut riesige automatisierte Warenlager für Pharma- und Kosmetik-Konzerne und Lebensmittelketten. Zu den Kunden gehören Boots in England, L´Oreal in Frankreich oder die Rewe-Gruppe in mehreren Ländern.

Um ihren Technikern bei der Reparatur tief in diesen komplexen Anlagen die Möglichkeit zu geben, so präzise wie möglich Schäden zu analysieren und zu beseitigen, bekommen sie jeweils eine Kamera mit einer Datenbrille aufgesetzt. Die Kamera liest vom Schaltschrank zunächst einmal den Anlagentyp ein. Von der Servicezentrale bekommt der Monteur daraufhin die Schaltpläne vor ein Auge gespielt, oder sogar einen kurzen Erklärfilm, wie die Reparatur Schritt für Schritt abzulaufen hat.

Das ist besonders in boomenden Exportmärkten von Bedeutung, wo die Qualifikation der einheimischen Servicetechniker nicht so hoch ist wie im Mutterland, und wo deshalb eine noch genauere Anleitung notwendig wird, um die sehr teuren Unterbrechungszeiten so kurz wie möglich zu halten. Die Technologie kommt übrigens wie so oft aus dem Militärbereich: Kampfpiloten nutzen bereits weltweit ähnliche Displays für ihre Flugeinsätze in Krisen- und Kriegsgebieten wie künftig auch Feuerwehrmänner.

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